Karl der Große (lat. Karolus Magnus, frz./engl. Charlemagne) lebte von 747 oder 748 bis 814. Er war König der Franken und Langobarden und trug ab dem Jahr 800 den römischen Kaisertitel. Bereits seine Zeitgenossen nannten ihn „den Großen“ und betonten damit seine herausragende Bedeutung in einem unruhigen Europa.
Karl baute mit militärischen und diplomatischen Mitteln eines der größten Reiche seiner Zeit auf. Es reichte von den Pyrenäen bis zur Elbe und von der Nordsee bis Süditalien. Im Kerngebiet des Reiches erstreckte sich ein Netz von Pfalzen, Königshöfen und Klöstern, auf das er seine Herrschaft stützte. Einen großen Teil seines Lebens verbrachte er reisend zwischen diesen Stützpunkten. Eine der wichtigsten Pfalzen trug den Namen „Aquispalatium“ und lag im römisch geprägten Aachen. Hier verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens und seiner Regierung.
Karl lebte und regierte am Kreuzungspunkt unterschiedlicher Kulturen. Er stand in der Tradition fränkischen Könige, die seit der Zeit der Völkerwanderung als Heerführer ihre Macht erworben hatten und deren Staaten nach ihrem Tod meist rasch wieder zerfielen. Karl orientierte sich daher bewusst an anderen Vorbildern. Hierzu gehörte die römische Antike, deren Erbe vor allem in Italien lebendig war. Er unterhielt Beziehungen zum byzantinischen Reich und zur aufstrebenden islamischen Kultur. In seiner Aachener Pfalz sammelte er das Wissen der Antike und ließ die Überlieferungen der unterworfenen Völker aufzeichnen.
Vor diesem Hintergrund setzte Karl eine Reihe klug überlegter Reformen in Gang. Viele seiner rechtlichen, wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen Neuerungen prägten die mittelalterliche Welt und wirken mitunter bis heute nach. Am deutlichsten wird dies in der Einführung einer einheitlichen Währung, einer einheitlichen und leicht lesbaren Schrift und einer einheitlichen Liturgie.
Eines der großartigsten kulturellen Zeugnisse ist die in Aachen errichtete Marienkirche, der heutige Dom. Nördlich der Alpen war sie der bedeutendste Kirchenbau ihrer Zeit. Hier wurde Karl nach seinem Tod beigesetzt. Die späteren römisch-deutschen Könige wählten Aachen als ihren Krönungsort.
Nach seinem Tod wurde Karl zum Symbol eines idealen und heiligen Herrschers. So entstand eine mythisch verklärte Figur, um die sich zahlreiche Legenden ranken. Aus seinem Reich, das seine Nachkommen mehrfach untereinander aufteilten, gingen in einem langen historischen Prozess die heutigen Staaten Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich, die Schweiz, Belgien, die Niederlande und Luxemburg hervor.
Bis heute ist der „Mythos Karl“ nicht tot. Jedes Jahrhundert deutete und vereinnahmte Karl in seinem Sinne. Die Bewunderung seiner kulturellen Leistungen und die Ablehnung der gewaltsamen Seite seiner Herrschaft sind die heutigen Pole dieser Deutungsgeschichte.
Die Route Charlemagne ist die Spur Karls des Großen, seiner Ideen und seines Wirkens. Vor 1200 Jahren regierte Karl ein Reich, das sich über weite Teile des europäischen Kontinents erstreckte.
Ein Mittelpunkt dieses Reiches war Aachen. Karl errichtete hier ein einzigartiges sakrales Zentrum, berief Gelehrte aus ganz Europa und wurde schließlich auch hier bestattet. Er machte Aachen zu einem europäischen Erinnerungsort.